Systemische Paartherapie vs. Traumasensible Paartherapie

Viele Paare stehen vor der Frage, welche Form der Paartherapie für ihre Situation am besten geeignet ist. Im Folgenden stelle ich die Unterschiede und Schwerpunkte der systemischen Paartherapie und der traumasensiblen Paartherapie vor.

Was ist systemische Paartherapie?

Die systemische Paartherapie basiert auf der System- und Kommunikationstheorie. Sie betrachtet das Paar als Teil eines größeren Systems, wie zum Beispiel der Herkunftsfamilie. Probleme werden nicht einem einzelnen Partner zugeschrieben, sondern als Ergebnis von Interaktionen und Mustern innerhalb der Beziehung verstanden.

Schwerpunkte und Methoden der systemischen Paartherapie

Im Fokus stehen die Dynamiken in der Beziehung, zirkuläre Muster und Kommunikationsstrukturen. Ziel ist es, neue Sicht- und Verhaltensweisen zu ermöglichen, um eingefahrene Muster zu verändern. Typische Methoden sind:

  • Zirkuläre Fragen und Skalierungsfragen
  • Hypothesenbildung und Reframing
  • Genogrammarbeit, Rollen- und Perspektivwechsel
  • Ressourcenorientiertes Arbeiten

Für wen eignet sich die systemische Paartherapie?

Diese Form der Paartherapie ist besonders geeignet für Paare mit wiederkehrenden Konflikten, bei denen keine tiefliegenden Traumata vorliegen. Sie setzt voraus, dass beide Partner gesprächsbereit sind und sich auf neue Sichtweisen einlassen möchten. Ein eher stabil reguliertes Nervensystem ist hilfreich.

Was ist traumasensible Paartherapie?

Die traumasensible Paartherapie nach Dr. Katharina Klees verbindet klassische Paartherapie mit traumasensibler Begleitung. Im Mittelpunkt stehen die individuellen Bindungs- und Traumaerfahrungen der Partner:innen. Sie erkennt an, dass unverarbeitete Traumata – etwa aus der Kindheit oder früheren Beziehungen – die Paardynamik stark beeinflussen können.

Schwerpunkte und Methoden der traumasensiblen Paartherapie

Hier liegt der Fokus auf der Aufdeckung und Verarbeitung von Bindungs- und emotionalen Verletzungen. Ein zentrales Ziel ist es, Sicherheit und emotionale Stabilität im therapeutischen Prozess zu schaffen. Wichtige Methoden sind:

  • Arbeit an der Beziehungsdynamik und Verbesserung der Kommunikation
  • Traumasensibles Setting mit viel Selbstregulation, Achtsamkeit und Arbeit mit dem inneren Kind
  • Psychoedukation zu Trauma, Bindung und Nervensystem
  • Ressourcenaktivierung und Anerkennung von Schutzmechanismen
  • Arbeit mit inneren Anteilen, Skulpturarbeit und innerer Führung
  • Bearbeitung eigener Grundkonflikte

Für wen eignet sich die traumasensible Paartherapie?

Diese Form der Paartherapie ist besonders hilfreich für Paare, bei denen frühere Traumata, Bindungsverletzungen oder starke emotionale Reaktionen in der Beziehung eine Rolle spielen. Sie eignet sich, wenn einer oder beide Partner aus dysfunktionalen Familiensystemen kommen oder Erfahrungen mit emotionalem oder körperlichem Missbrauch gemacht haben. Auch bei Schwierigkeiten mit Nähe, Distanz, Vertrauen oder Sexualität kann die traumasensible Paartherapie sinnvoll sein – insbesondere, wenn klassische Paartherapie als zu oberflächlich erlebt wird.

Fazit: Welcher Ansatz passt zu Ihnen?

Beide Ansätze bieten wertvolle Möglichkeiten, um Beziehungsmuster zu verstehen und zu verändern. Sie unterscheiden sich jedoch in ihren Schwerpunkten und der Tiefe der Bearbeitung. In vielen Fällen kann eine Kombination beider Methoden sinnvoll sein. Gerne unterstütze ich Sie dabei, den für Sie passenden Weg zu finden.